Gottfried v. Rotenstein
Reise durch einen Theil von Königreich Ungarn seit dem Jahre 1763. Eszterház.

Megjelent 1783-84.

 

Von da kam ich nach Eszterház, einem sehr prächtigen Fürstl. Eszterházyschen Lustschlosse, dem schönsten im Königreiche. Es liegt drey Stunden von Oedenburg, in einer schönen Ebene am Neusiedlersee. Man kommt dahin in einer sehr schönen Allee: rechts erblickt man das Wirtshaus, dann ein sehr grosses Haus für die Komödianten, Operisten und Musici, ein prächtiger Stall, dessen Balustrade mit zwo kleinen und einer grossen Gruppe von Pferden besetzt ist, sammt zwo Wasen, und einen Pferdekopf überm Thor; er ist zehen Fenster lang im Viereck gebauet für 100 Pferde. Noch siehet man auf dieser Seite ein grosses Gebäude von 17 Fenstern in der Länge für Hausoffiziere; auf der anderen Seite des Gartens auch ein solches Gebäude. Nun folgt das grosse Schlossgebäude welches gegen den Garten auf beyden Seiten 28 eiserne Gattern und zwey Thore hat, wo Wachten stehen. Dieses Schloss ist Versailles in Frankreich fast ganz ähnlich, nur das es nicht so gross ist; es hat ein hervorstehendes Gebäude gegen den Garten von 11 Fenstern, in deren Mitte der prächtige Saal mit 3 langen und 3 ovalen Fenstern sich befindet; dann zwey besser einwärts gebaute Gebäude mit zwey kleinen Thürmchen; jedes Gebäude 5 Fenster breit; also das Corps de logis, 21 Fenster; die lange Seite 23 Fenster, auf dem Corps de logis ist oben in der Mitte das fürstliche Wapen sterk vergoldet zu sehen, sammt 6 Statuen, und 4 Vasen, darunter etliche vergoldet auf einer Balustrade stehen; auf einer jeden Seite stehen wieder auf einer Balustrade 11 Vasen und 11 Statuen, und eine grosse Vase in der Mitte, mit Blumengehängen, welche von zwey Kindern gehalten werden. Der inwendige Hof ist halb oval und hat 46 runde Portale auf deren Balustrade 12 Vasen stehen, Die äusserste freystehende grosse Hauptstiege im Hofe ruhet auf 8 runden drey Ellen hohen Säulen, worauf 14 vergoldete Laternen von Kindern gehalten und zwo grosse Vasen stehen. Im Hofe stehen auf der Balustrade des Corps de logis wieder 6 Statuen und 4 Vasen. Ferner ist an der Wand im Hofe links und rechts eine Fontaine, in der Mitte des Hofes noch eine grössere.

Man kommt von der äusseren frystehenden grossen Stiege in einen grossen durchaus weiss marmorierten und stark vergoldeten Vorsaal; an den Wänden sind acht grosse vergoldete Armleuchter zu 64 Kerzen angebracht; hier wird beständig Tafel gehalten. Von diesem tritt man in den Paradesaal; dieser ist wieder weiss marmoriert und stark vergoldet; die Zierrathen davon stellen Kriegsarmaturen und Kinder vor. Der Plafond ist al fresco von einen italienischen Maler gemalt, und stellt eine Gottheit auf einem Wagen von vier weissen Pferden gezogen, vor; über den Wagen ist ein langer Bogen. (wie ein Regenbogen) mit den Himmelszeichen. In der Mitte hängen fünf grosse Kronleuchter von Kristall auf 74 Lichter; 12 Armleichter sind auf 36 Lichter; In den vier Ecken stehen die vier Jahreszeiten weiss und Gold in Lebensgrösse auf rosenfarbenen und weiss gesprengten marmornen Postamenten mit goldenen Gehängen. Auch befinden sich darinnen vier grosse Gemälde, jedes vier Ellen hoch und drey Ellen breit, in sehr prächtigen goldenen Rahmen; das erste stellt die Daphne vor, wie sie in einem Lorberbaum verwandelt wird, sammt einem nackenden Frauenzimmer; das zweyte, eine waldige Gegend, wo auf einer kleinen Anhöhe ein nackend liegendes Frauenzimmer sammt einer Mannsperson zu sehen, ein grosser Hund liegt neben ihnen und todtes Wildpret auf den seiten; das dritte, eine waldigte Gegend, wo auf der Seite zwo nackende Mannespersonen; ein Frauenzimmer reitet im Wasser auf einer weissen Kuh mit Blumenkränzen gezieret; das vierte, ein sitzendes blosses Frauenzimmer; Engel stehen zu ihren Füssen. Dieser Saal hat sechs grosse Trumeaux, davon sind zwey Trumeaux über den zwey Kaminen, welche von rosafarbenen Marmor; auf einem Kamin stehen zwo grosse weissliche Vasen von Calcedon mit bronzenen stark vergoldeten Gehängen; eine vergoldete Vasenuhr mit Steinen besetzt auf einem braunen Postament, 2 vergoldete Girlanden, welche Lilien vorstellen; jede zu drey Lichtern; dann noch 2 kleinere Vasen von weissen Calcedon, wo an der Seiten statt der Henkel braune Schlangen angebracht sind. Auf den anderen Kamin stehen gleichfalls so viele Vasen, eine Uhr und zween vergoldete Girlandleichter, unter den übrigen 4 Trumeaux stehen 4 rosenfarbene Marmor-Tische; auf einem jeden ruhet eine grosse eine halbe Elle hohe Vase dunkelblau und Gold, darneben zwo dunkelblaue Urnen mit weissen Feldern in der Mitte, alles von Porzellain und stark an den Ränden und Ecken vergoldet. Auf den andern drey Tischen stehen gleichfalls so viele dunkelblaue porcellainerne Vasen und Urnen; diese 12 Stücke sind in Paris aus der Verlassenschaft der Marquise von Pompadur für 1050 Cremnitzer Dukaten erkauft worden. Im Saal stehen noch acht Armsessel mit rothen Damast, stark mit Gold bezetzt, sammt dergleichen vier Coussen (Sophas) und acht Sesseln ohne Lehnen. Der Boden ist von weiss und braunem Holze. Eine Thür gehet auf einen Balkon, wo ein herrlicher Prospekt in den Garten, über das grosse Blumenparterre, und in die drey grossen Alleen, welche durch den Lustwald gehen, sich darstellt.

Rechter Hand vom Parade-Saal kommt man nun in ein Zimmer, welches mit in Oel gemalten Tapeten gezieret, welche Schiffahrten vorstellen; hier ist ein indianisch schwarz lackierter Kasten mit goldenen Blumen. Dann folgt ein mit rothem Damast ausgeschlagenes und mit Gold stark besetztes Zimmer, darinn ein grosses assortierendes Bette, auf dessen Baldachin sieben weisse Rieger-Büsche sind; dem Bette gegen über ist das Portrait des Herzogs Albert von Sachsen Teschen. Auf einem Tische stehen zween Leuchter von dunkelblauen Porzellain mit Gold; eine kostbare Uhr von Silber und vergoldet, mit Steinen besetzt; ein sehr schöner Kommodekasten, blassgrün mit Gold eingelegt; ein anderer prächtig eingelegter Tisch, darauf zween vergoldete Girandolleuchter stehen, jeder von drey Schwanen getragen; ein grosser Trumeau. Vor demselben eine grosse porzellainerne Japanische Vase und zween vergoldete englische Leichter; ein schöner Kasten mit Porzellain eingelegt, darauf des Fürsten Portrait eines K. Gulden gross von Porzellain eingelegt. - Hierauf folgt ein blassgrün lackiertes Zimmer mit goldenen Zierrathen. Es sind an den Wänden 10 runde prächtige Blumenstücke von Miniaturfarban und Glas darüber angebracht; in einem Kasten war ein sehr prächtiges Theeservice von Porcellain, dunkelblau mit Gold; ein Kasten von indianischen Holz von allerhand Farben ausgelegt, aus Paris. Drey grosse Trumeaux; 6 bronzene stark vergoldete Girandolen; eine prächtige vergoldete Uhr von drey Gratien getragen; Sessel von weissen seidenen Zeuge mit indianischen Blumen bemalt; zwey lackirte Eckkasten mit Miniaturblumen und Glass darüber, auf einem jedem eine grosse porcellainerne chinesische Vase mit Potpouri-Kräutern aus Paris angefüllt.- Im nächstfolgenden Zimmer sind 36 chinesische Bilder; ein eingelegter Tisch von Cedernholz und Perlmutter, worauf zwey silberne Armleuchter stehen. Noch ein Zimmer mit gelben Atlas, worauf chinesische Blumen gemalet, und ein dergleichen Bett.

Nun folgen die merkwürdigsten Zimmer linker Hand. Ein Zimmer mit in Oel sehr künstlich gemalten Tapeten, welche die Perforce-Jagden des vorgen Fürsten Antoni, Bruder des jetzigen, vorstellen. - Das folgende Zimmer ist mit auserlesenen Tapeten aus der Gobeliner-Fabrik von Paris bezogen, welche Gottheiten vorstellen; darinn ist ein grosser Trumeau; ein Marmortisch, roth mit weissen flecken. Nebst einer kostbaren silbernen vergoldeten Uhr darauf; drey Eckkasten, darauf 45 porcellainene Figuren und Gruppen sammt 5 Vasen stehen; Sessel und Coussen von rothen Damast sehr prächtig mit Gold gestickt. -Das daran stossende Zimmer ist mit grünen Gros de Tour tapezirt, darauf indianische Blumen und Vögel gemalt; in diesem Zimmer ist auch das Bildniss der Erzherzogin Christina zu sehen.

Die Zimmer zu ebener Erde, wo der Fürst und die Fürstin zu wohnen pflegten, wenn sie sich hier aufhalten, sind noch prächtiger als die obern. Man kommt erstens in einen Vorsaal; von da in die Salla Terrena: diese wird von acht viereckigen Säulen unterstützt; zwischen jeden zwo Säulen stehet eine weisse, eine halbe Elle hohe alabasterne Vase mit gemalten Blumenhängen, also in allem vier solche Vasen; der Grund der Wände ist weiss, mit Blumen-Girlanden, grün und Silber. Die Einfassung des Saals ist grün, die Decke zeigt in 9 runden fresco gemalten Bildern verschiedene Götter-historien. In der Mitte hängt ein grosser Kronleuchter auf 8 Lichter mit Blumen umwunden, und links und rechts 2 ähnliche kleine. Der Boden ist von weissen Marmor. Es gehen 4 Thüren hinein; jede hat drey Stufen von blas rosafarbenem Marmor, so sind auch die Thüreinfassungen. In der Mitte des Saals an der Wand auf jeder Seite ist eine runde Nische, eine gegen der andern, jede mit 15 Spiegelgläsern belegt, davon die Fugen mit grünen Lorbeerzwigen bedeckt sind? unterher ist ein roth gesteckter marmorner Wassergrand welcher auf einer felsigten Wand stehet; in der Mitte, unter dem Spiegel ein porcellainnerner Drache mit natürlichen Farben bemalt, aus dessen Rachen ein Wasserstrahl hoch springt; links besser unten ein weisser porcellainerner Schwan in Lebensgrösse, der Wasser in der Marmorgrand ausspeyet; rechts liegt eine grosse Schnecke, woraus auch Wasser rinnt. An jeder Seite dieser runden Nischen ist ein grosser Trumeau mit Armleichtern; unter jedem Trumeau ein Tisch von weissem Marmor; auf jedem dieser 2 Tische stehen 6 porcellainene Figuren, und eine grosse porcellainene Gruppe; auch stehen noch neben der runden Nische mit Spiegelgléäsern auf 2 Postamenten an der Wand 2 grosse chinesische roth und weiss gemalte und verdoldete prächtige Vasen, und is jeder Ecke dieses Saals ein kleines Tischgen von weissen Marmor mit einer grossen porcellainenen Gruppe. Die andere Seite hat auch eine runde Nische mit 15 Spiegelgläsern; ein porcellainener Drache in der Mitte, der Wasser gibt: nur ist hier anstatt des Schwans, eine porcellainene Löffelgans und ein Schurch (Stork?), 2 Trumeaux; 2 grosse chinesische Vasen, 2 Tische von weissen Marmor, auf jedem 8 Gruppen von Porcellain und eine grosse porcellainane Gruppe. Es sind noch in beyden Bassins unten her grüne porcellainene Frösche zu sehen. Wie prächtig dieses alles lässt, insonderheit des Nachts, wenn alles beleuchtet ist, und die Wasser springen, kann ich nicht genug beschreiben; hier wird Sommerszeit gespielet. Die Sessel sind von blassgrünen Atlas und Gold. Im Vorsaal ist alsdann Musik von 36 Musicis: so stark ist die Kapelle des Fürsten.

Jetzo folgen die Zimmer rechts, welche der Fürst bewohnet. Das erste ist mit gemalten Tapeten von Landlustbarkeiten ausgezieret: auf einem Tische stehet ein sehr prächtiges silbernes Kaffeservice und eine prächtige Uhr; auf einem anderen Tische drey grosse und fünf kleine celedongrüne Porcellain-Vasen, stark vergoldet. - Das zweyte ist weiss alabastriert und Gold, zwey grosse Porcellain-Vasen hellblau und Gold, stehen auf zwey Tischen, nebst einer porcell. Uhr und 8 dunkelblauen porcell, Vasen; an der Wand sind 12 runde Bilder, welche Bauernstücke vorstellen, mit vergoldeten Rahmen nach einem besonderen Geschmack angebracht; dann ein grosser Trumeau. - Das dritte ist auch weiss marmoriert mit Gold: hier siehet man fünf schöne porcell. chinesische Vasen, roth, weiss und Gold; einen grossen Trumeau; einen Kasten mit Figitinholz ausgelegt; eine grosse eine halbe Elle hohe Vase mit Lapis Lazuli ausgelegt und mit Gold. - Das virte ist auch weiss marmoriert und mit Gold: darinnen ist eine grosse und künstliche Uhr von Bronze, stark vergoldet, zu sehen darauf ein Kanarienvogel stehet, welcher, wenn die Stunde schlägt, sich beweget, und die schönsten Stücke singet. Ferner ist da ein musikalischer Sessel merkwürdig: wenn man sich darauf setzt, so macht der Sessel auf Flötenart die schönsten musikalischen Concerte. Eine porcell. Vase weiss mit Gold und Blumen; ein mosaisch ausgelegter Tisch von sicilianischen und indianischen Agat; Lava vom Berge Vesuvio; Amethist und Calcedon; ein Tisch von rosenfarbenen Marmor, darauf zwey Giraldolleuchter, Bronze und Gold, sind auch in diesem zimmer. - Das fünfte ist das Schlafzimmer, auch weiss marmoriert und Gold; in demselben sind zwey Trumeau; an den Wänden 9 längliche Bilder von Götterhistorien; ein prächtiges Baldachin-Bett von himmelblauen Damast, zwey Finger breit mit Gold gestickt. Der Baldachin, auf welchem 4 weisse Reigerbüsche, ist besonders reich und von Gusto; über dem Bette an der Wand hängt eine porcelainene Uhr mit Bélumenhängen. In diesem Zimmer sind auch nachvolgende Sachen sehensweth; eine Uhr von massiv Gold; eine andere Uhr von massiv gold, worauf ein Crucifix vom Gold mit einem Herz von einer grossen orintalischen Perl; zwey porcellainene Leuchter; ein prächtiger ausgelegter Tisch von indianischen Holze mit figuren; drey grosse japonische blaue Porcellain-Vasen; eine Pyramidenuhr, darauf ein Götterstück niedlich gemalt, in Paris für 300 Louis d'or erkauft; zwey brauna Vasen von petrificierten Holz; ein mosaisch ausgelegter Tisch von Lapis Lazuli, Amethist und Calcedon, darauf ein Waschbecken von Begkristall, und giessbecken siehet, beyde mit massiv Gold eingefasst, ein sehr grosser Trumeau, drey Ellen hoch, nebst einem kleineren; zweybraune und rothe caladongrüne porcell. Vasen mit Gold;eine kleine Stockuhr von lauter Gold, mit Diamanten besetzt; zwey Figuren zu Pferde von Gold mit Diamanten besetzt. - Das sechste Zimmer ist mit 10 japanischen schwarz lakirten Tafeln getäfelt, worauf goldene Blumen und Landschaften, jede Tafel kostet am 1000 Gulden. Hier sind: ein Trumeau; zwey wisse porcell. Vasen mit gefärbten Blumen; zwey grosse blaue Vasen; eine grosse Stockuhr von Bronze und Gold, welche auf Flötenart spielet; zwey lack. Gueridons; 12 grosse porcell. chinesische Pagoden auf Postamenten an der Wand; noch 48 grosse porcell. roth und weisse chinesische Vasen, auch acht sehr grosse mit Gold; in jeder Ecke stehen noch vier recht grosse chinesische Vasen.

Linker Hand kommen der Fürstin ihre Zimmer. Das erste ist mit gemalten Tapeten von Begebenheiten ausgezieret, und hier ist eine silber-vergoldete Pyramidenuhr, auf deren Pyramide Atlas dieWeltkugel über sich haltend stehet. - Das zweite Zimmer ist mit sechs schwartz lackirten japanischen Tafeln, darauf goldene Blumen, vertäfelt; jede Tafel hat hier 1000 Thaler gekostet. Ferner ist zu sehen: ein Trumeau; zwey Tische, auf welchen ein prächtiges porcellainenes Kaffeservis von hellblauer Farbe und goldenen Blumen stehet; eine grosse Uhr von Bronze stark vergoldet; vier porcell. Vasen. Die Sesseln sind von hellblauer Seide sehr reich mit Gold gestickt. - Das dritte Zimmer ist der Fürstin Schlafzimmer. Es hat fünf schwarz lackirte japanische Tafeln mit Gold; einen schwarz lackirten japanischen Kasten mit Gold; das Baldachibett von blassgrünen Gros de tour, drey finger breit mit Gold gestickt; 5 porcell. Vasenauf Tischen; eine Vasenuhr von Bronze, stark vergoldet und emaillirt; zwey porcell. grosse Vasen.

Auf das Fürsten Seite ist noch ein kleines Bibliothekszimmer: in demselben sind 9 Kasten von Nussbaumholz mit goldenen Zierrathen; auf den Kästen stehen zwey alabasterne Figuren, sieben alabasterne vasen und drey dergleiche Büsten. - Darneben ist ein Zimmer worunter zwey Figuren von Muscheln, jede eine Elle hoch, die zusammen 3000 Fl. gekostet; die eine stellet einen Fischer, die andere eine Fischerin vor; eine grosse musikalische Uhr mit tanzenden Figuren; zwey grosse und 68 andere kostbare Bilder. - Es befinden sich noch über 80 Zimmer im Schlosse, alle kostbar meubliert.

Die grosse Bibliothek ist in drey Zimmer vertheilt: das erste Zimmer hat 9 Kasten, das zweyte auch so viel, und das dritte 10 Kasten. Die Anzahl der Bücher ist 22000 Stück, samt vielen Kupferstichen. Hier ist noch eine schöne Uhr zu sehen, welche den Saturnus über sich hält, wie auch zwey Globi, terrestris und coelestis.

Oben neben dem weissen Saale, ist noch ei grosses Zimmer, darin zwey grosse Prospekte an den Wänden: einer stellt den Prospekt vom Lustschloss Eszterház, der andere den Prospekt von Wien vor. Hier stehet auch ein weiss lakierter grosser vergoldeter Kasten darinnen eine Uhr, welche musikalische Stücke auf clavierart spielet, in zwey Ecken sind zwey sehr grosse blaue porcell. Vasen. In der Gewehrkammer ist das Merkwürdigste: 12 damaseirte Flinten mit Gold ausgelegt; eben so viele Pistolen; gegen 24 Flinten mit Silber ausgelegt, und auch so viele Pistolen; in allen 213 kostbare Flinten. Ferner zwey elfenbeinerne Pistolen, kostbar geschnitten und die Läufte mit Gold ausgelegt; 2 kostbare Pistolen, woran die Schäfte von sehr schönen braunen weissfleckigten Porphyr, und die Läufte mit Gold ausgelegt sind; ein türkisches Schreibenrohr mit Perlmutter und Gold ausgelegt, und viel anderes sehr rahres Gewhr.

Die Kapelle ist grau marmoriert und vergoldet; die Kuppel ist fresco gemalt; auf dem Altar ist die Himmelfahrt Maria von einem italienischen Maler.

Die Ovalrunde Porcellain-Kammer, hat 14 offene Kästen: unter dem sehr vielen Porcellain sind 4 grosse rare japanische Figuren; ein Krucifix von weissen Porcellain; eine porcell. Stockuhr mit farbigten Blumengehängen; 40 grosse japanische Schüsseln; zwey sehr grosse alte Majolica-Schüsseln mit Historien; 4 porcell. Desserts auf Tafeln; 6 grosse weisse Figuren; 4 grosse weisse Gruppen; 2 Büsten von Biscouit-Porcellain, Joseph II. (?) und Maria Theresia vorstellend, Kinder halten diese Büsten; 2 grosse blaue chinesische Vasen; gelbes Porcellain; zwey porcell. Bilder mit Historien; 6 rothe, wiss und goldene japanische grosse porcell. Vasen; 3 grosse porcell. Urnen; 2 grosse japanische Figuren; 100 rare Schüsseln mit couleurten Blumen; 100 blaue chinesische Schüsseln; ein grosses Vogelhaus aus Porcellain mit Blumen umwunden; sehr viele Figuren, Gruppen und Pagoden, sammt vielen Thee, Kaffee- und Chokolade-Servicen.

In der Kunstkammer, sind bemerkenswerth; 4 künstliche Stockuhren; 19 Künstliche Portraits, darunter die Kaiserin Maria Theresia mit blau samtenen Peltzkleide mit Golde; eine Geige ganz von Schildkröte; 3 rothe samtene Armsessel sehr reich mit Gold, welche bey Anwesenheit Ihro Majestät Maria Theresia, des Erzherzogs Maximilian und der Erzherzogin Maria Anna gebraucht worden; ein goldenes Service und goldenes Nachtzeug für dieKaiserin; 2 silberne grosse Tische miterhabenen Figuren; drey Pyramiden-Uhren von Paris; 2 porcell. Vasen, darinnen Blumen nach der Natur von Porcellain; 2 grosse bronzene stark vergodete Girandolleuchter; eine liegende Venus von Crystall de roche; ein Kriegsschiff von indianischen Holz; viele Modelle von Gebäuden und Gärten; ein Modelle einer Spiegel- und Porcellain Gallerie; 2 kostbare Stockuhren; ei chinesischer Kastenein eine Elle hoher silberner vergoldeter Pokal; 2 grosse blaue rare porcell. Vasen; 4 künstliche Vasen mit Basreliefe von Bronze stark vergoldet; ein silberner Surtout auf eine Tafel; eine Pyramiden-Uhr von Gold; ein Kasten von Bernstein; viele andere bernsteinerne Sachen; ein schildkrötenes Schreibzeug mit Gold; 24 kasten von indianischem Holze; ein schwarz lackirter Tisch mit Gold; 24 chinesische Pagoden, 4 bronzene Büsten von alten kaisern aus Rom; ein sehr schöner Kommodekasten von indianischen Holze, aus Paris.

Die Bilder-Gallerie liegt neben dem Schlosse; Sie ist 9 Fenster lang, und hat auf der Balustrade 4 Vasen. Auf der adern Seite des Schlosses ist ein ähnliches Gebäude, wo die Spiegel- und Porcellain Gallerie hinkommen soll; diese Gebäude sind auf ebener Erde angelegt. Der Hauptsaal der Gallerie ist 7 Fenster lang, und enthält 348 grosse und kleine auserlesene Gemälde: mir gefielen am besten darunter, davon ich aber die Meister nicht angeben kann; ein grosses Thirstück, worauf ein Pfau, Haushahn und Papagay, und unten schwimmen im Wasser türkische Enten umher; ein sehr schönes und grosses Stück das ein nackendes Frauenzimmer auf einem Bette liegend vorstellet, wo eine Mannsperson unversehens zu ihr kommt und sie in ihrer Ruhe überrascht; Adamund Eva im Paradiese mit Thiren und Vögel umgeben; ein schönes Frühstück sehr natürlich; viele schöne Pferde; viele Vögel; ein Maler, wie er ein nackendes Frauenzimmer von hinten malt; ein Ruinenstück; ein Seehaven, wie sich die Matrosen dabey divertieren; Judith mit Holofernes Haupte; ein Zimmer mit musikalischer Instrumente und Noten; eine Naturalien-Kammer; eine alte Kirche von inwendig; ein Bauernstück; eine Dame in grünem Kleide die schreibt; Daniel in der Lövengrube; ein Kunstkabinet; 7 nackende Figuren auf einem Stück; ein alter Mann mit einer Laterne, und ein altes Weib die Zwirn abwindet.

Fünfzig Schritt weit vom Schlosse, an der Gartenmauer, ist der Grottensaal. Er hat 4 Nischen auf Grottenart, von farbigten Felsenstücken, Schnecken, Muscheln und Korallen; in jeder Nische springt Wasser; und die Einfassung ist auch auf Felsenart grün gemalt und von Muscheln zusammengesetzt, so wie die Armleuchter an der Zahl 16 zu 48 Lichtern; 5 Kronleuchtern hängen in der Mitte und tragen jeder 40 Lichter. Hinter diesem Saal ist ein grosser hoher Thurm, wo das Wasser durch eine Maschine von Pferden in ein 200 Eimer haltendes Gefäss geleitet wird, daraus die Fontainen im Schlosse und im Garten erhalten werden. Der Eingang in dem Grottensaal ist aus dem Garten. Diesem Gebäude gegen über ist das Ao. 1781 neuerbaute Comödienhaus. Hinten her ist wieder ein Wasserthurm, wie hinter dem Grottensaal, zu den Garten-Fontainen.

Das Opernhaus, wo auch Komödien gespielt werden, ist 5 Fenster breit und 9 Fenster lang, es hat einen grossen Altan hervor, worauf ein grosses eisernes vergolgetes Gitterwerk in 5 Abtheilungen, und der von 12 runden Säulen unterstützt wird. Auf der Balüstrade der oberen Gebäude sind an den Ecken zwey Kinder von Bildhauerarbeit mit Blumenhängen, auch zwo Vasen mit langen Blumenschnüren; in der Mitte auf einer Erhöhung sind drey Kinder, eines sclägt Pauken und die anderen zwey blasen Trompeten, umsie herum liegen musikalische Instrumente; der Eingang ist auch aus dem Garten. Inwendig hat es 24 Bänke auf 400 Personen, den fresco gemalten Plafond unterstützen oben 8 runde marmorirte und 16 viereckige Säulen; die fürstliche Loge unterstützet oben 10 runde vier Ellen hohe weiss und blassroth marmorierte Säulen, davon die Hälfte unterher Ellen lange Streifen hat; in dieser fürstlichen Loge sind drey grosse Trumeaux und auf jeder Seite der übrigen obern Logen 2 Trumeaux; das obere Gesims ist blassroth marmoriert mit goldenen Gehängen, die untern Bögen sind blassgrün mit Gold, mit gefärbten Blumengehängen. Die Balustrade in den obern Logen ist durchaus vergoldet, und sowohl die fürstliche als auch die andern Cavalliers-Logen haben rothe seidene mit goldenen Borten und Quasten versehene Vorhänge. Am Theatzer an sind oben noch 2 Logen, inwendig weiss lakiert und stark vergoldet. Der Plafond dieses Hauses stellet eine Götterhistorie vor; an den obern Logen, wo die vergoldeten Balustraden sind, welche durchaus poliert und einen ungemeinen Glanz geben, sind 6 Blindfenster. Das Theater hat links und rechts 4 runde vier Ellen hohe marmorierte Säulen von brauner Farbe, unten und oben stark vergoldet; zwischen jeden 2 Säulen ist ein drey Ellen hoher Trumeau, vor welchem ein grosser vergoldeter Girandolleuchter auf 12 Lichter angebracht ist. Noch sind im ganzen Hause 25 stark vergoldete Wandleuchter angebracht, zu 75 Lichter.

Hinter dem Komödienhause siehet man den grossen chinesischen Tanzsaal; der inwendige Theil ist herrlich auf chinesische Art eingerichtet, der Plafond hat sehr viel Blumengehänge, in der Mitte sind 11 Kronleuchter auf 88 Lichter, an den Wänden 6 grosse Trumeau-Spiegel, jeder mit 45 kleinen Spiegeln statt eines Rahms, auf chinesische Art. Ueber jedem Spiegel in einem ovalen Blindfenster eine chinesische Pagode gemalt; an jedem Fenstersims des oberen Theils sind 4 gelbe kleine Glocken angebracht; links und rechts an den Wänden 18 grün lackirte Säulen mit Blumen sehr schön auf chinesische Art; an den Spiegeln Armleuchter zu 36 Leuchtern. Am obern Theil dieses Saals stehet auch ein grosses auf chinesische Art sehr gustos geziertes grosses Lusthaus, darneben zwey kleinere, alle drey grün lackirt, an dem obern Theil mit vielen Glöckgen; auf dem grössten sitzt ein Chineser mit einem Sonnenschirm. Diese drey Lusthäuser, welche dem Fürsten zum ausruhen dienen, werden von 6 auf die Art, wie die an den Wänden, lackierten Säulen unterstützt, inwendig an der Wand sind drey grosse Trumeaux mit chinesischen Zierrathen; die Lehnen um die drey Lusthäuser sind alle mit Glanzgold vergoldet, sogar die Sesselgestelle von Bildhauerarbeit auf chinesische Art; von hier kann man den ganzen Saal übersehen. Diesen drey Pavillons gegenüber ist das Chor für die Musik; es ist auch mit 4 lackierten Säulen unterstützt; mitten in der Balustrade ist eine Uhr angebracht. Wann Ball gegeben wurde, so waren alle Musici in Gold- und Silberstoff gekleidet, auf chinesische Art, mit gelben Hüten voll Glöckgen. Unterm Chor sitzen 2 sehr grosse chinesische Musici von Bildhauerarbeit; die Fenster sind anstatt Gläser, (um frische Luft beständig zu haben) mit Silberflor bezogen; nebenan simd 6 Zimmer zum spielen. Ohnweit des Opernhauses ist auch ein Kaffehaus.

Zu beyden Seiten des Schlosses sind kleine Gärten mit Blumenparterren; jeder ist mit einer steinernen Balustrade umgeben, auf jeder stehen 6 kleine Kindergruppen mit Lampen, und 8 Vasen; jedes Parterre hat 8 eiserne grün angestrichene Blumenkörbe; auch stehen auf jedem Parterre 48 schöne Pomeranzenbäume, um das Schloss stehen noch 68, also in allem 164 lauter auserlesene Bäume mit schönen Kronen. Rechts im Garten ist eine Kastanien-Allee; ferner ein Berceau mit Weinstöcken und ein Lusthaus in der Mitte; eben so ist auch die andere Seite.

Das grosse Parterre hat 20 Vasen von Sandstein,weiss angestrichen wie Marmor; 32 Statuen; 5 Fontainen, 4 grosse Blumenkörbe und 72 kleinere. Dieses Parterre ist mit den schönsten Blumen besetzt, alle Monat eine andere Flor. Zu Ende des grossen Vasenparterrs ist ein halb ovaler Platz mit 34 rund geschnittenen Linden besetzt, sammt 6 grossen Statuen, welche auf Felsenstücken statt der Postament, an den Spallierwänden stehen.

Durch den Lustwald sind drey sehr lange Alleen gehauen, welche mit ohngefähr 60 grossen Statuen besetzt sind; die grosse mittlere Allee hat links und rechts 12 gegitterte Portale, jedes führet in sehr lange auf englische Art angelegte geschlängelte Alleen; man kommt links und rechts zu angenehmen Plätzen; im Walde ist auch ein grosser Wasserthurm zu den Fontainen daselbst.

Wenne man von grossen Parterre sich in die Allee wendet, so kommt man auf einen freyen Platz, von welchen 8 Alleen ausgehen; dieser Platz ist mit 8 Zwergstatuen umher besetzt. In der Mitte des Platzes stehet der Sonnentempel: man gehet über 4 Stufen hinein; er ist inwendig vertäfelt und durchaus vergoldet. Die 5 Tafeln sind auf den goldenen Grunde mit natürlich gemalten Blumenfestons bamalt. Auch sind 5 Trumeaux angebracht; unter jeden stehet ein Tischgen von weissen Carrareser Marmor, stark vergoldet; auf dem ersten Tische stehen 2 japanische Figuren von Porcellain, 2 porcell. Nachtvögel, eine grosse japanische Pagode; auf dem zweyten 4 Affen und ein Vogel; auf dem dritten 2 braune porcell. Flaschen mit hellblauen Blumen, und ein Eichhörnchen; auf dem vierten chinesische Figuren; auf dem fünften Tische ein porcell. Schiff. Das Kamin ist von braunem Marmor, worauf eine Uhr von Bronze stark vergoldet und eine Sonne vorstellend stehet; neben der Uhr sind 2 grosse porcellainene chinesische Figuren. Der Plafond ist weiss mit einer stark vergoldeten Sonne, der Boden ist von Nussbaumholz eingelegt. In der Mitte dieses Tempels stehet ein grosser ovaler mosaisch eingelegter Tisch von Agath und geschliffener Lava, 8 Armsessel von caladongrünen Atlas und Gold sammt einem Souffa.

Von da kommt man in eine Allee auf den Markusplatz, wo bey Solemnitäten die Feuerwerke abgebrannt werden. - Rechter Hand dieses Platzes ist die Eremitage. Dieses ist ein Stück Wald mit einem durch Kunst gemachten Zaun von Dornen umgeben; aussenher ist Christus am Creutz zu sehen, sammt der Maria auf einer Seite, auf der anderen der Evangelist Johannes; gleich bey der Thür stehet ein Bettler in Lebensgrösse von Bildhauerarbeit und Farben, so natürlich, dass man meynet, einen lebendigen Menschen zu sehen; diese Statue stecket einen Hut entgegen, um Almosen zu empfangen; näher bey dem Gebäude der Eremitage sind von aussen hin und her Figuren von Holz mit Farben angestrichen in Lebensgrösse, ein Vater Einsiedler betet aus einem Buche. Inwendig im Gebäude stehet auf einem kleinen Altar ein weiss porcell. Krucifix, 2 Leuchter von petrificiertem Holze. Um das gebäude ist ein kleiner Garten; 20 Schritt davon kommt man zu einem mit Stroh gedeckten hölzernen Gebäude, welches ein kleines Thürmchen mit einer Glocke hat; das Inwendige ist auf Grottenart gemalt, und hat eine Orgeluhr; rund ums Gebäude ist ein kleiner Blumengarten; dann führt eine Allee auf englische Art wieder zu dem Sonnentempel.

Im Gebüsche dieser Gegend stehen hin und wieder gegen 10 Statuen von Holz sehr natürlich gemalt: darunter der Fürst im englischen Kleide mit einer Jagdpeitsche; seine Cavalliers; auch Tagwerker in untzerschiedlicher Stellung: einige essen, einige trinken; welches lustig in einer einsamen Gegend anzusehen. - Von da kommt man durch einen langen Gang zu einem runden sehr grossen Platz, der in der Mitte eine Fontaine hat, und mit lauter grünen Gitterwerk, darauf Vasen und natürlich gemalten Blumen stehen, umgeben ist. Weiterhin kommt man zu einem Caroussell; dann noch weiter zu einer Schaukel und Hutsche.

Auf der anderen Seite links, kommt man vom grossen Rasenparterre zum Dianatempel, der auf einem grossen Platze, von welchem 8 Alleen ausgehen, in derMitte stehet, auch mit 8 Statuen von Zwergen umgeben ist; er stehet dem Sonnentempel auf der anderen Seite gegenüber. Der Tempel ist inwendig celadongrün lackirt und stark vergoldet; er hat 5 Trumeaux; an dem Plafond ist die Historie der Göttin Diana gemalt; der Kamin ist leberfarben mit weissen Flecken, darauf stehen Thierstücke von Porcellain und eine Uhr. Er hat drey Tische von wessen carrareser Marmor; auf einem stehen 2 Ochsen, worauf chineser reiten, auf dem andern 2 Schwane, auf dem dritten indianische Vögel, alle von Porcellain, dis Sessel und Coussen sind celadongrün und Gold.

Von da kommt man auf einen grossen Platz zu einer Fontaina, wo aus einem Blumenstock Wasser springt. Zu Ende des Lustwaldes ist der Thirgarten: ein Theil ist voller Hirsche und Rehe, ein Theil wilden Schweine; hier stehet ein Wagen auf vier Rädern; auf diesen Wagen ist ein Zimmer und Kabinet, darinn man im Thirgarten herum fahren kann. Der übrige Theil des Gartens ist mit Alleen und Obstbäumen besetzt; die Alleen sind alle mit grünen Vasen auf englische Art besetzt und nur auf den Seiten mit Sand bestreuet; die hohen Hecken durch den Lustwald sind gewiss 6 Klafter hoch, welches einen prächtigen Anblick verursachet.

Von der mittleren grossen Allee kommt man noch zu Ende des Lustwalde links und rechts zu 2 Gebäuden, eines ist das Fortuna -, das andere das Venus-Gebäude; jedes davon stehet auf einem länglichen viereckigen Platze, der mit 38 grünen Gatterportalen umgeben ist, darauf Vasen mit natürlich gemalten Blumen stehen; 2 grosse Nischen von Gatterwerk sind zwischen diesen Portalen angebracht, wo Canapees stehen. Ehe man in einen solchen Platz kommt, muss man durch ein sehr grosses grünes gegittertes Portal gehen, welches auch mit Blumenvasen besetzt ist; links und rechts stehen in gegitterten Nischen 2 grosse Statuen. Das Parterre in dem Platze ist mit Blumen besetzt, welche in gelb angestrichenen Körben stehen, und ist zwischen den Vasen mit unterschiedenem farbigen Sande bestreut. Das Fortuna-Gebäude hat 4 Fenster und eine Thür, auf der Balustrade des gebäudes stehet die Göttin Fortuna und 6 Vasen, inwendig ist das Gebäude chinesisch gemalt, welche gemälde Landlustbarkeiten vorstellen. Eine prächtige Uhr ist gleichfalls da; hinterher am Gebäude stehet ein Vogelhaus mit Dratgittern. Das Venusgebäude hat auf der Balustrade die Göttin Venus und 6 Vasen, inwendig sind Götterhistorien fresco gemalet; von aussen auch ein grosses gegitterts Portal und 2 Statuen.

Ich habe in Eszterház 5 Festins beygewohnt; die herrlichsten waren, das erste, wie der französische Gesandte Prinz Rohan-Wuémené, das zweyte wie die Kaiserin Mria Theresia, Erzherzog Maximilian und Erzherzogin Marianna und Elisabeth, und das dritte wie der Erzherzog Ferdinand und seiner Gemahlin zugegen waren. Die Aufnahme des sfranzösischen Ambassadeurs war königlich; ihm wurden zu Ehren Opern, Comödien, Bälle, ein Jahrmarkt im Lustwalde, Feuerwerke und Illuminationen gegeben, wie auch eine Hirschjagd. Als die Kaiserin Maria Theresia da war, war gleich zu Ende der grossen Allee ein Gebäude von lauter Tannenreifern errichtet, wo Trompeter und Pauker sich hören liessen; dann war eine prächtige Oper, nach derselben ein herrliches Souper in dem prächtig erleuchteten weissen Saale mit Gold; und nach dem Souper war Ball in dem kostbaren Chinesischen Tanzsaale. Die Kaiserin und Erzherzoginnen sahen aus den drey gegitterten chinesischen Lusthäusern im Tanzsaale zu, in welchen die Bänke alle weiss und mit goldenen Borten durchgehends besetzt waren; in den rechten Hand vorhandenen Zimmern konnte man ausruhen oder spielen, und in einem anderen Zimmer bekam jede Masque frey zu essen und zu trinken; es musste aber alles in Domino erscheinen. Der Erzherzog Maximilian belustigte sich sehr viel mit dem Herrn fasst bis am hellen Morgen. Den andern Tag war grosse Tafel und ein musikalisches Concert, auch liess sich ein Musikus auf einem Piano-forte hören. Die Kaiserin besahe denselben Tag das ganze Schloss, und die umliegende Gegend sammt den grossen Garten und Lustwald; nachdem war wieder Ball im chinesischen Tanzsaale. Den dritten Tag war Marionettenspiel und ein grosses Feuerwerk, welches über eine Stunde dauerte; und nachdem dieses vorbei war, fuhr man in einer sehr langen Allee, welche mit etlichen tausend grünen Lampen erleuchtet war, zu einem grossen ovalen mit grünen Gitterwerk umgebenen Platz im Lustgarten; hier waren viele Gemälde angebracht, die hinterher erleuchtet waren, auch war der ovale Platz an dem Gitterwerk mit 24000 weissen und grünen Lampen erleuchtet; in der Mitte wo sonst die Fontäne stehet, war auf einer Terasse ein kostbarer , offener Tempel angelegt, dessen Kuppel auf Säulen ruheten; oben auf der grünen Kuppel lag eine kostbare vergoldete Krone auf einem Polster; zwischen jedem paar Säulen hing ein kristallener Kronleuchter mit Wachslichtern und nebenher an den Seiten Vorhänge von weissen Silberstoff; die Säulen waren mit Blumenfestons umwunden. Was für einen herrlichen Anblick dieser Tempel bey dem Schein so vieler tausend Lampen verursachte, lässt sich mehr empfinden als beschreiben. Aus diesem Tempel sahe der ganze Hof die Illuminationen mit an; unterhalb demselben war die ganzue fürstliche Musik mit blasenden Instrumenten, welche eine halbe Stunde lang dauerte; dann kamen auf ein gegebenes Signal von acht Oefnungen auf diesen Platz etliche hundert Bauern mit Trommeln, Pfeifen und Fahnen, und tanzten ländliche Tänze um den Tempel etliche Stunden lang herum, welches sehr lustig anzusehen war.

Als der Erzherzog Ferdinand mit seiner Gemahlin sich da befand, war auch drey Tage Ball im chinesischen Tanzsaal; alle Tage etweder eine Oper oder eine Comödie; dann eine Spatzierfart mit etliche 60 Pirutschen im Garten, wobey ich auch mitfuhr, und es wurden dem Erzherzoge alle Seltenheiten im Garten und Lustwalde gezeiget. An einem Tage war auf dem grossen Markusplatze ein grosses Feuerwerk; das Gerüste stellte einen grossen Triumpfbogen mit Statuen und Vasen besetzt vor, wo gegenüber ein Gloriett von Tannenreifern erbauet war; die Säule desselben warten mit Blumenfestons und Flittergold umwunden, hier waren die Hoheiten und alle Herrschaften, und hatte gleichfalls das Glück mit meiner Frau einen Platz daselbst zu bekommen. Von da zündete die Erzherzogin Beatrix das Feuerwerk selbst an; nachdem dieses vorbei war, fuhr man in einer langen stark beleuchteten Allee nach dem oben schon gemeldeten oval gegitterten Platze, wo eine Illumination von 24000 Lampen war. An manchen Orten waren ländlichen Gemälde angebracht, die hinterher erleuchtet wurden, welche einen schönen anblick darstellten. Endlich erfolgte der Ball: der Erzherzog tanzte sehr viel, wie auch seine Gemahlin; er hatte ein hellrohes sehr reich mit Gold gesticktes Kleid an, ist von mittelmässiger Grösse, und sehr geneigt corpulent zu werden; er ist überhaupt ein recht schöner und majestätischer Herr, von weisser Farbe, rothen Wangen und blauen Augen, und seine Gemahlin die Erzhezogin Beatrix (aus dem Modenesischen Hause) ist eine schöne Brünette mit feurigen schwarzen Augen; sie hette einen prächtigen Schmuck von Diamanten an in allen drey Tagen die sie hier war, hatte sie andern Schmuck an sich, und aller war auserlesen und schön. Ich tanzete mit meiner Frau bis an den hellen Morgen, da wir, ohne schlafen zu gehen, die angenehme Morgenluft in dem Lustwalde genossen.

Da ich so vieles von Eszterház schreibe, so muss ich auch von der Person des Durchlauchtigrten Fürsten etwas melden. Der Fürst Nicolaus Esterházy, (Ritter von goldenen Vlies, Mria Theresia- und Alexander Nevsky-Orden, Kaiserl. Königl. Generaélfeldmarschall, und Kapitain von der ungarischen adelichen Garde zu Pferde,) ist ein Herr von mittelmässiger Statur, hat ein schönes männliches Gesicht und besitzt ein gutes Herz; er ist ein Kenner der Wissenschaften, und liebt die Künste und Musik, seine Lieblingsunterhaltungen sind die Musik und Opern, welche beyde jährlich 40 000 Fl. zu unterhalten kosten. Dieser Herr liebt kein Spiel, ist bey allen seinen grossen Ausgaben ein guter Wirth, und erspart alle Jahre was namhaftes; er hat von allen seinen Gütern, die gewiss beträchtlich sind, über 700 tausend Gulden den Einkommen; sein Hofstaat, wie es heisst, kostet täglich 1000 Gulden zu unterhalten; seine Garde bestehet aus 200 Mann, auserlesene sehr grosse Leute, sehr wohl exerciert; ihre Mandur ist hellblau mit gelben Aufschlägen und Westen, sammt grossen Grenadiermützen.

Das Bauen, die Lektür sind auch Sachen die dieser Herr liebt; Überhaupt hat er einen herrlichen Geschmack. Am Neujahrstage zeigt er zu Wien seine grosse Pracht, da er als Kapitän von der ungarischen adelichen Garde in Galla erscheinet. Seine Uniform, welche roth und mit Silber stark besetzt, ist mit Perlen gestickt; die Knöpfe mit Brillianten, die Gürtel mit Perlen, und der Reigerbusch auf der ungarischen Haube mit Smaragden und Diamanten besetzt; des Pferdes Schobracke ist auch mit Perlen, und das ganze Reitzeug mit Edelsteinen besetzt; dieser Schmuck wird über eine Million Gulden Geschätzt. Ausser dem besitzt er einen schönen brillianten Ring; wo der Hauptstein 30 000 Fl. gekostet hat, und noch viele andere Ringe; kostbare mit Steinen besetzte goldene Sackuhren in Menge, viele Orden, einige mit Brillanten und einige mit Smaragden besetzt; von alten Fürsten ist noch ein ungarischer Pelz daselbst, welcher mit Perlen wie besetzt ist. Sonst gehet dieser Herr ganz simpel, deutsch, aber gustos gekleidet, ist freundlich gegen jedermann, lässt auch einen jeden honnét-homme (welches auch mir einigemal wiederfahren) mit seinem Wagen in Eszterház im Garten und Lustwalde herumführen, und alles Merkwürdige zeigen. Die Opern und Comödien sind frey, so oft Fremde kommen, und niemand gehet von Eszterház weg, der nicht von der Freundlichkeit des Fürsten bezaubert ist.

Aus diesem bewunderungwürdigen Orte fuhren wir nach Monbijou, einem prächtigen Schloss mitten in einem Walde, mit einem grossen Blumenparterre umgeben, es liegt von Eszterház anderthalb stunde und gehört auch dem Fürst Esterházy. Hier sind sehr kostbareZimmer nach einen besonderen Geschmack eingerichtet, und ein prächtiger Grottensaal, welcher mit Muschel-Girlanden und figurierten Steine besetzt ist.

Von da ging der Weg über Zinkendorf, ein schönes Schloss und Garten mit einer Orangerie, welches dem Graf von Setschini zugehört; von Garten aus gehet eine fast 5 viertel Stunden lange Allee mit 600 Linden besetzt nach einem kleinen Lustwalde auf einer Anhöhe; ein kleines Eremitagengebäude ist mitten darinnen erbauet, wo oberhalb der Thür diese Worte stehen: Ich will sie führen in die Einöde oder in die Einsamkeit des Gemüths und Herzens. Jerem. 12. Auf der anderen Seite dieses Gebäudes stehen diese Worte: Allhier habe ich meine Ruhe. Im Walde sind Canapees, darauf man ausruhen kann; es ist ein reitzender Ort zum Nachdenken. Hinter dem Gebäude ist über die Neusiedler-See, welcher 4 Meilen lang und 2 Meilen breit ist, ein herrlicher und malerischer Prospekt; vom Gebäude siehet man derch die Allee über den Garten des Schlosses, überhaupt ist die ganze Gegend sehr angenehm....