Almanach von Ungarn auf das Jahr 1778.
Matthis Korabinszky Wien-Pressburg. 324-327 old.  

Essterhaz, ein neues und überaus kostbares Lustschloss, nahe am Neusiedler-See, im Odedenburger Komitat. Diejenigen, so dasselbe und den weitläuftigen Garten, in welchen unzählige Veränderungen vorkommen, gesehen, können die Magnifizenz dessen nicht genug anrühmen. Besonders wenn Festins sind, gehet alles herrlich und fürstlich zu. Ihre Majestat die Kaiserinn Königinn nahmen diesen Ort in allerhöchst eigener Person In Augenschein. 1773 sind alhier wegen des Prinzen Rohan, 1775 aber wegen der durchlauchtigsten Herrschaften dem Erzherzog Ferdinand und Dero Gemahlin Beatrix von Este ausserordentliche Festins gegeben worden. Ersteres ist mit einen ungarischen Gedicht "Eszterházy Vigasságok" unvergesslich gemacht worden. Was einem Fremden alsogleich auffallen kann, ist das Schlossgebäude selbst, die prächtigen Zimmer, welche königlich meubliret sind mit ihren mannigfaltigen Seltenheiten. Der grosse Saal; oben der obere Stock, oder das sogenannte Belvedere; die Sala Terena, die Bibliothek, welche mit grossen Werken, auserlesenen Büchern, deren Zahl schon über 22.000 läuft und seltenen Kupferstichen versehen ist. Im Garten befindet sich linker Hand das sehenswürdige Marionettentheater, welches oblong mit ausserordentlich feinem Geschmacke angelegt ist, und schon viele tausend Gulden gekostet. Die Figuren sind mathematischverhältnissmässig mit Theater; welches 36-mal plötzlich verändert werden kann. Herr von Pauersbach ni. öster. Landschaftssekretär ist der Erfinder dieses Werks. Er hat über 20 Jahre darüber gadacht und ausgeführt, bis es zur itzigen Vollkommentheit kam. Es ist prächtiger und genauer, als des bekannten Nikola seines in Paris. Die Maschinen dazu verdienen von dem ersten Maschinisten besehen zu werden. Der Platz für di Zuseher stellet eine angenehme Grotte für, wo Nitschen, Springbrunne in Bewegung kommen, sobald Herrschaften da sind; noch ist rechter Hand ein anderes Theater, wo lebendige Figuren spielen, welches vortreflich eingerichtet und sowohl für den Fürsten mit einer grossen als für andere mit 2 bequemen Seitenlogen versehen ist. Dicht an dem Theategebäude ist der chinesische Tanzsaal, welcher in siner Pracht und sinem Geschmacke wenig seines Gleichen hat. Zwischen dem Theater und dem Saal befindet sich ein grosses Bassin, alwo durch eine Maschine das Wasser hinauf getrieben, von welchen dasselbe durch bleyerne Röhren in die Fontainen geleitet wird. Zwischen dem Marionettentheater und den Wohnungen ist ein anderes Bassin, und neben dem Sommertheater ein überaus wohl eingerichtetes Kaffehaus im Garten, alwo Fremde fürt ihr Geld recht noble bedienet werden. Sonst verdienen im Garten der Dianatempel, der Sonnentempel, der Tempel der Liebe und der Fortuna, so wie die neue und geschmackvolle Eremitage, der Park, die Alleen, der Markusplatz, alwo gewohnlich die Feuerwerke abgebrannt werden; die ansehnlichen Statuen und viel andere Sachen ihre vollkommenste Bewunderung. Hinter dem Garten ist der Wald zu Spaziergängen recht treflich eingerichtet, und mit den schönsten Statuen versehen worden. Das Schloss wird immer verändert und verbessert. Statt der französischen Dächer sind nunmehr Balustraden angebracht, und es wird bey allen Gegenständen refinirt, die Sachen noch höher zu bringen und sehenswürdiger zu machen. Es ist noch gar nicht lange, dass auf fürtsliche Genehmigung vom P. Hell 4. Wetterstangen zur Ableitung des Strahls sind angelegt worden. Ueberdies alles gehen die fürstliche Grenadiergarde, welche blau und gelb gekleidet und von einem Hauptmann, einem Ober- und einem Unterlieutnant kommandiret wird, unter welchen der itzige Oberlieutnant schon beym letztverstorbenen Könige in Pohlen seiner proportionirten Grösse wegen berühmt war; die Musikgesellschaft, deren Kapellmeister der berühmte Joseph Haiden ist; die ernsthafte und komische italienische Opera in eigenen Diensten des Fürtsten; die Schauspieler und viele andere, hinlänglichen Beweis, dass der Füsrt ein erhabener grosser Menschenfreund ist. Eine Menge Uhren, welche Jedermann in den vielen Zimmern des Schlosses gleich auffallen, gehen zum Ruhme des Fürsten unafhörlich, und ein dazu bestellter Künstler erhält sie aus Pflicht im Gange.

(Nem említi a Bagatell-t!)