Geographisch. Historisches und Produkten
Lexikon von Ungarn
in welchen die vorzüglichsten Oerter des Landes in alphabetischer Ordnung angegeben, ihre Lage bestimmt, und mit kurzen Nachrichten die im gesellschaftlichen Umgange angenehm und nützlich sind, vorgestellt wird.

Johann Matthias Korabinsky

Pressburg, 1786. 163-172 old.

Eszterhás, ein neues, prächtiges Residenzschloss des Reichsfürsten Nik. Eszterházy. Es liegt am Neusiedlersee in einer Ebene zwischen Széplak, Schrollen, Schütter und S. Niklas, 3 Meilen von Oedenburg Süd-Südost und 6 Meilen von Pressburg Süd-Südwest. Der Fürst liess solches nach dem Tode seines Herrn Bruders des Fürsten Anton an die Stelle zu Schrollen, wo ehedem ein Herrschaftliches Jadgschlössel mit Stallungen gestanden, anbauen und in den gläanzenden Zustand erheben. Hiedurch ist der Name Schrollen, welcher nur noch wegen des Dorfs beym Komitatte bekannt ist, ganz erloschen und das herrschaftliche Schlössel Schrollen in Eszterház verwandelt worden. Diejenigen, so diesen neuen Anbau, und den weitlaäuftigen Garten, in welchen unzählige Veränderungen vorkommen, gesehen, und bewundert haben, können das Angenehme und Herrliche desselben nicht genug anrühmen. Daher es denn von vielen Deliciae Hungarorum, oder das ungarische Paradies genennet wird. Damit sich nun auch diejenigen, welche nicht Gelegenheit haben, diesen nunmehr so berühmten als sehenswürdigen ort in Augenschein zu nehmen, hievon eine gewisse Vorstellung mögen machen können, folget hier eine kurze Nachricht vom Schlosse, vom fürstlichen Garten, von den angebauten Häusern, und anderen Merkwürdigkeiten. - So wie man von Oedenburg nach Eszterhás zufähret, kommt man bey Széplak in eine Allee von fünfhalbhundert Klafter, und näher bey Eszterház zwischen zwo Reihen Häuser, welche in gedachter Allee ganz niedlich im italienischen Geschmacke für die nothwendigsten Handwerksleute, als Krämer, Schmiede, Wagner, Schneider, Schuster ect hergestellet sind. Die rechte Seite derselben gräanzet bis an das Wirtshaus, nahe an den fürstl. Hofgebäuden, welches mit mehr den 20 Zimmern, Stallungen und anderen Bequemlichkeiten für Fremde versehen ist. Gleich am gedachten Wirtshause in dem nur eine Gasse dazwischen ist, befindet sich in gerader Linie dem Schlosse zu ein weitläuftiges Gebäude von 80 Klaftern in die Länge, welches für 250 Personen gemächtliche Wohnungen enthält. Es ist von 2 Geschossen, hat 2 Höfe, und beherberget den fürstlichen leibmedikus, die musikalische Kapelle, die Operisten, deutsche Schauspieler mit ihren Familien und eine wohl eingerichtete Apothecke. Hierauf folget der fürstl. Marstall, welcher mehr den 100 Pferde bequem in sich fassen kan. Die an der Ftronte desselben aufgestellten Figuren machen denselben alsobald kennbar; denn auf den Balustraden erblicket man verschiedene Gruppen von Pferden und über dem Thore einen Pferdekopf mit sinem Führer. Die kostbaren Pracht- und anderen Wägen in den Remisen, die Sattlkammer verdienen gesehen zu werden. Im Hofe selbst ist eine Schlaguhr. Ausser dem eine Sommerreitschule und eine Schmiede. An diesem grossen Gebäude sind an der Strasse rechts und links die Pikethäuser; näher am Schlosse herrschaftliche Wohnungen. Nun hat man das Schloss zur Linken, den fürstlichen Garten zur Rechten. Weiter hin nach Schütter zu, an der Strasse rechts wieder verschiedene Whnungen für Hofleute, mit wieder zwey dazwischen befindlichen Pikethäusern. Am Ende die Kasserne, in welcher ein Theil der fürstlichen Grenadier-Garde, denn ein Theil derselben befindet sich zu Eisenstandt, einquartiret. Sie ist blau und gelb gekleidet und wird von einem Hauptmann, einem Ober und Unterleutenant kommandirt. Von gedachter Kasserne an, sind wieder rechts unk links neue Wohnungen im italienischen Geschmacke in einer Länge von 200 Klaftern nach Schütter zu. Die von beyden Siten des Schlosses 4 angeführten Pikethäuser samt den übrigen daran stossenden Gebäuden haben im Gesichte, Alleen und Ziergartenplätze. Das fürstliche Schloss hat den Haupt-Eingang beym Haptthore an der Seeseite. Es besthet desselbe aus einem grossen eisenen Gitterthor und zwey Seitenthören. Vor denselben befindet sich in zweyen Gebäuden die fürstliche Hauptwache, welche mit Alleebäumen umgeben sind. Beym Eintritt in den Schlosshof hat man in einer Entfernung von 60 Klaftern die ganze Fronte des Schlosses, das fürstl. Wappen; den herrlichen Balkon, auf welchen die freye Hauptstiege von zwey Seiten zuführet, samt dem Belvedär, welches auf dem Gipfel des Schlosses über dem Rizalit ganz zierlich hervorraget im Gesichte. Dann stellen sich auch etwas näher die Seitengebäude rechts unk links, die Kapelle, welche mit einem Thürmchen bezeichnet ist, und gegen über an der linken Seite ein anderes wegen der Sumetrie dar. 6 Klafter von gedachter Hauptstiege gegen das Hauptthor zu, erblicket man eine grosse Fontäne in der Mitte des Hofes und von und von beyeden Seiten süd- und ostwärts an den Wänden der Gebäude 2 Nischen mit springenden Wasser. Das ganze Schlossgebäude ist von italienischem Geschacke, ohne sichtbarem Dach, auch rings herum mit einer Gallerie versehen, und mit einer grossen Anzahl von Vasen, Statuen in verschiedener Grösse geziert. Die Breite des Hofes, welcher von der Mitte an, oval zusammen gehet un an beyden Seiten des Hauptthors angeschlossen ist, beträgt 42 Klafter. Es befinden sich in diesem Schlosse überhaupt in den 3 Geschossen ohne den Sälen und dem Belvedär 126 Zimmer un Gemächer. Es theilet sich in das eigentliche Schloss ind in die Nebengebäude; jenes wieder in das Haptgebäude und in die Seitenflügel. Links und rechts am Hauptthore sind die Zimmer zu ebener Erde, so in ovaler Rundung wie eben gemeldet worden am Thore angeschlossen, sind, überhaupt mit 46 halbrunden Portalen versehen, als nämlich 23 an der rechten, und eben soviel an der linken Seite. Alle sind mit grünen Jalusiefittern bekleidet und folgen also auf einander: Rechts am Haptthore gleich beym Eingange sind die Garde-Meubles oder die Zimmer, welche zur Aufbewahrung der Meublen und Kostbarkeiten, kunststäcke und Seltenheiten, die in vielen Gemächern keinen platz haben, dienen. So dann folgen die Wohnungen des Zimmerwärters, und gleich daran befindet sich die Porcellänkammer, welche in 14 offenen Kästen, dann auf Tischen mit einem grossen Vorrath an chinesischen, jappanischen, sächsischen und wienerischen Porcellän von allerhand Gruppen, Figuren, Schüsseln, Tallern, Schalen, Vasen u.s.f. versehen ist. Unter andern befindet sich allhier ein künstlich gearbeitetes Krucifix von weisser Porcellän; zwey Büsten von Bisküt Porcellan, welche die Bildnisse Joseps des II. und Maria Theresia vorstellen. Ein gross Vogelhaus von Porcellan mit künstlichen Blumen umwunden. Von der Porcellänkammer kommt man in die Bibliothek, welche in 3 Zimmern vertheilet ist. Es befinden sich in derselben in 28 Kästen nach der eigenen Angabe des ehemaligen Bibliothekärs Bader 22.000 Stücke von den auserlesensten Büchern und Handschriften und von diesen besonders solche, so zur ungrischen Geschichte gehören. Ausserdem eine Menge, alt und neuer Kupferstiche von den besten englischen, holländischen, französischen, italienischen Meistern; dann Landkarten und viele Zeichnungen. Zwey künstliche Globi, eine schöne Uhr, welche den Saturnus über sich hat und mehr andere sehenswürdige Stücke, dienen diesem Musäo zu keiner geringen Zierde. Gleich daran ist ein Kabinet, welches ein Eck formirt. Bey demselben führet eine Passage ausser dem Schlossgebäude ostwärts in die Bildergallerie, in welcher 348 gross- und kleine auserlesene Gemälde befindlich sind. Es sind zum Theil vortrefliche Originalstücke berühmeter italienischer und niederländischer Künstler, theils eigene Stücke, des fürstlichen Kabinetmahlers H. von Grundemann, dessen sanfter Pinsel in verschiedenen Zimmern dem Auge des Kenners Vergnügen und Bewunderung verschaft. In dem Kenner von der Betrachtung verschiedener Originalien nicht abzubringen sind, so bewundern und ergötzen sich die Augen anderer an der Überraschung eines entblost liegenden Frauenzimmers, an 7 Figuren, so hinter einer Rolette gezeiget werden, an Stücken, wo ein alter Mann mit einer Laterne, und ein altes weib, die Zwirn windete, welche überaus natürlich abgebildet sind. Es ist schon dem Publiko die Hofnung gemacht worden, dass der erst gedachte Herr Kabinetmahler ein vollständiges Verzeichniss von allen diesen Gemälden heraus zu geben gesonnen ist. - Hier erhebt sich das Schloss auf beiden Seiten in zwey Stockwerken, und es folgen auf dieser rechten Seite 3 komplette Wohnungen für verschiedene herrschaften. In der Mitte derselben ist ein Balkon in den Schlosshof. Nun kommt die Handbibliothek des Fürsten in einem Eck des Seitenflügels am Schlossgebäude. Es befinden sich allhier 9 sauber gearbeitete Kästen von Nussbaumholze mit vergoldeten Zierrathen. In denselben werden werke der vorzüglichsten deutschen, enlischen und französischen Schriftsteller aufbewahret, welche zur angenehmen und nützlichen Lektür zurträglich sind. Die Bände dieser Schriften sind auch von einander unterschieden, denn die englischen Bücker haben einen englischen Band, die franzüsischen einen Franzband u.s.w. Auf den Kästen sind 7 Vasen, 3 Büsten und 2 Figuren von Alabaster zu sehen. Daneben ist ein Zimmer, worinnen 2 pretiöse Figuren von Muschelwerk befindlich. Eine stellet einen italiänischen Fischer, die andere eine gleiche Fischerin vor. Beyde kosteten 3000 fl. und jede derselben hat eine höhe von einer Ellen. Ausserdem trift man allhier eine musikalische Uhr an, welche mit tenzenden Figuren versehen ist, hienächst 2 grosse und 68 Stück andere kostbare Bilder. - Die Schlosskapelle ist nahe an der Handbibliothek. Sie ist grau marmoriert und stark vergoldet, die kuppel in Fresko gemahlet. Auf dem Alterblatte wird die Himmelfahrt Mariä von einem italienischen Mahler, nach anderen Nachrichten aber der heil. Anton vorgestellt. Von beyden Seiten sind die Oratorien. Gleich daran befinden sich die Kabinette mit grün indianischen Wänden spaliert. An diese gränzt das fürstliche Schlafzimmer. Von hier ist das eigentl. Schlossgebäude 12 Klafter gegen den Gartenplatz hinaus gerückt, und enthält eine Breite von 27 Klaftern, welches die eigentliche Breite des ehemaligen Lustschlosses Schrollen gewesen. In diesem Hauptschlossgebäude, auf welchen ganz oben das schon erwähnte Belvedär, so nach Jonischattischeart gebauet ist, befinden sich gleich an erst gedachten Kabinetten die Gesellschaft zimmer und eine Antischambre, allwo eine Stiege in einem kleinen Hof herab führet. In der Mitte gegen die hauptstiege ist der Speisesaal. Auf der Gartenseite der Prachtsaal, weiss marmoriert und stark vergoldet. Die Zierrathen stellen kriegsarmaturen und Kinder vor. Der Platfond zeigt eine Gottheit, die von 4 weissen Pferden auf einem Wagen gezogen wird. Uiber denselben ist ein Bogen mit den Himmelszeichen. In der Mitte hängen 5 grosse Kronleuchter von Kristall und 12 Armleuchter, überhaupt zu 110 Lichtern. In den 4 Ecken sind die 4 Jahrszeiten in Lebensgrösse auf rosenrothen, marmornen Postamenten. Ausserdem zeuchnen sich allhier noch aus, 4 Gemälde, 6 grosse Trumeaux, 2 Kamine, Vasen Uhren,Urnen, Armsessel, Soufen und andere Sessel, die allesamt, für das Auge und für den Verstand eine herrliche Waide sind Unter diesem Prachtsaal ist zu ebener Erde die Sala Terrena, welche ein Uiberbleibsel vom ehemaligen Schlossgebäude ist. Diese wird von 8 viereckigen Säulen unterstützt. Zwischen denselben sind zur verherrlichung 4 alabasterne Vasen mit Blumengehängen hingestellt. Die Einfassung des Saals ist grün, der Grund der Wände weiss. Die Decke enthält Stücke aus der Götter- und Fabellehre. Die runden Nischen an den Wänden, sind mit 15 Spiegelgläsern belegt. - Die Drachen, die Schnecke, der Schwan, die Löffelgans und ein Storch geben hier Wasser von sich, welches sehr unterhaltend anzusehen ist. In diesem Saal wird Sommerszeit gespielt und im Vorsaal die Musik von 36 fürstl. Thonkünstlern unterhalten. Dieses wäre die eine Hälfte des gesamten Schlossgebäudes. Die zweyte Hälfte gegen Schütter zu, enthält am Prachtsaale 1 Antischambre, die Apartementzimmer der Fürstin und wieder eine Stiege in einen kleinen Hof. Bisher gehet das Hauptschlossgebäude, welches auf das ehemalige Schlossel Schrollen hinauf gebauet ist und gegen den Garten 12 Klafter hinauswärts stehet auch 2 freye Ecken und eben soviele Sitenflügels formirt. Von gedachten Winkeln ist das Schloss - Seitengebäude an der Fronte des Gartens 15 Klafter hinaus gebauet, und schliesset in 54 Klaftern die ganze äussere Breite des Schlossgebäudes. Gleich an der erst gedachten kleinen Stiege der Kapelle gegenüber ist die Kleiderkammer; das Billiardzimmer, die Silberkammer, in welcher sich ein Überfluss an den pretiosesten und geschmakvollesten Tafelservicen und allerhand Geschiren befindet. - Auf dieser Seite folgen nun auch 3 komplette wohnungen für Herrschaften. Am Ende derselben führet (gleich der anderen Seite wo man zur Bildergallerie kommt) ein Ausgang ostwärts oder nach Schüttern zu, in den Wintergarten und zu ähnlichen Terassen und Vertiefüngen wie auf jener Seite. Nun gehen die Zimmer, wenn man wieder ins Gebäude einlenkt, zu ebener Erde an, und da reihen 16 komplette Küchen an einandere. Hierauf folgen Officierzimmer, die Zuckerbeckerey, und so ist man wieder an der linken Seite des Haptthores. Die innere Einrichtung aller dieser allabastrirten, marmorirten, gemahlten und theils mit kostbaren Holz, theils mit Porcellän ausgelegten und tapezirten Zimmer entspricht dem äusseren Ansehen des Gebäudes und dem allgemeinen Ruffe desselben vollkommen. Die Platfonds streiten in Ansehung der Mahlerey un der angebrachten Stücke um die Wette. In den fürstl. Zimmern, die zum eigenen Aufenthalte des hohen Proprietärs bestimmt sind, erblicket man in ein paar derselben die Wände mit jappanischen schwarzlakirten, und mit goldenen Bluhmen und Landschaften verzierten Tafeln belegt, deren eine dergleichen allein 1000 fl. gekostet. Zu einem dergleichen Zimmer aber sind auch 10 solche Tafeln gebraucht worden. Ausser den kostbaren und gustuösen Spalieren, Tapezereyen ect. sind die Zimmer mit gleich prächtigen Baldachinen und Betten, Commoden, Eck- und anderen Kästen, und dann mit verschiedenen kostbaren Tischen, Ruhebänken, Soffen, Arm- und anderen Sesseln welchen man mit den reichsten Stoffen überzogen findet, endlich mit herrlichen Kron, Arm- und Girandolleuchtern versehen, und zu den abwechselnden Verzierungen sind neben bey eine Menge Trumeaux, Queridons, Vasen, Gruppen, Figuren, Pagoden, Servisen, Uhren in verschiedenen Gestalten und Mannigfaltigkeiten, dann Porträts von Porcellän, Bronz, Silber, Gold oft mit Diamanten besetzt, von Lapislazuli, Ametist und Chalcedon, und eine grosse Zahl Spiegeln angebracht worden. Die Böden sind mit harten Holz und mit Marmor ausgelegt. Unter der beträchtlichen Menge von pretiosen Kunststücken und Seltenheiten, welche sich hin und wieder in den Zimmern befinden, sind vorzüglich bemerkungswert: Ein silberner und stark vergedeter Service und Nachtzeug, dessen sich allhier die verewigte Kaiserinn Königinn 1773 bediente. Zwey zimlich grosse silberne Tische mit erhabenen Figuren. Ein silberner Surtout auf eine Tafel. Ein ellenhoher Pokal von Silber und vergoldet. Eine Uhr von Gold, worauf ein Krucifix vom Golde mit einem Herzen von orientalischer Perle. Eine schön gearbeitete Figur zu Pferde von Silber und stark vergoldet. Eine Violin von Schildkrötenschalen, die einen angenehmen Thon giebt. Ein musikalischer Sessel, welcher auf Flötenart angenehme Stücke von sich hören lässt, sobald man sich darauf setzt. Eine Piramidenuhr, worauf ein mythologisches Stück, diese wurde in Paris für 100 Louisdor erkauft. Eine grosse Sackuhr, die auf Flötenart spielet. Eine Piramidenuhr, an deren Spitze Atlas mit der Weltkugel. Ein Spinnrad, welches musikalische Stücke spielt, so bald es gedreht wird. Vier Büsten von römischen Kaisern von Bronz und vergoldet. Verschiedene seltene Gemählde, Porträts erleuchter Personen, als der Erzherzogin Christina und höchst ihres Gemahls des Herzog Alberts von Sachsen-Teschen. Imgleichen aus der fürstl. Familie; einige kleine Landschaften vom itzigen Firsten mit Wasserfarben gemahlt. Ein Zimmer mit kostbar in Oel gemahlten Tapeten, welche die Parforce-Jagden des vorigen Fürsten Anton vorstellen, die jährlich in der Unterhaltung 40.000 fl. kosteten. Eine liegende Venus von Bergkristall. Ein Kasten von Bernstein und verschiedene andere Sachen und Figuren von diesem Steine. Endlich verschiedene Modelle von Gebäuden, Gärten, und so auch der Prospekt und Grundriss des firstlichen Schlosses und Gartens zu Eszterház. Die Schlossfacade von der Gartenseite ist der Hauptfacade in verchiedenen Stücken gleich. Ausser dem erblicket mann allhier die Schlaguhr, das fürstl. Wappen und verschiedene architektonische Verzierungen. Nun folget die übrigen Hofgebäude, so in dieser Revier merkwirdig sind: das Opern- und Komödienhaus. In demselben leuchtet vor andern die fürstl. Loge und die kavalliersloge hervor. Auf dem Parterre sind 24 Bänke fär 100 Personen. Der chinesische Tanzsaal, welcher in seiner Pracht und seinem Geschmack wenig seines gleichen gehabt hat, ist gleich hinter dem Komödienhause zu einer angenehmen Uiberraschung des Prinzen Rohan in grosser Eile hergestellet und bey Lustfeuern öfters gebraucht worden. Es hate derselbe aber 1781 das Schicksal plötzlich ein Raub der Flammen zu werden. Allhier ist ein grosses Bassin, zur Wasserleitung in die Fontänen. Das Kaffeehaus, welches sehr niedlich eingerichtet ist und mit einem Billiard vershen ist. Fremde werden in demselben sehr noble bedient. Das Marionetten-Theater linker Hand im Garten, welches oblong mit ausserordentlichen feinem Geschmack angelegt worden und schon viel 1000 fl. gekostet. Die Figuren sind mathematisch verhältnissmässig mit dem Theater, welches 36 mahl plötzich verändert werden kan. Herr v. Pauersbach N. Oesterr. Landschafts Sekretär ist der Erfinder dieses werks. er hat über 20 Jahre daräber gedacht und es zur itzigen Vollkommenheit ausgeführt. Der Fürst kaufte ihm das Spiel um eine namhafte Summe ab unter der Bedingung, dass ers Jahr und Tag dirigiren sollte. Es ist prächtiger und genauer als des bekannten Nikola seines in Paris. die Maschinen dazu verdienen von ersten Maschinisten besehen zu werden. Es werden von den marionetten vorgestellte parodirte Lustspiele mit Gesängen und parodirte Opern. Die Parodien sind meistens vom Herrn von Pauersbach selbst, und die Musik vom Herrn v. Haiden. - Der Platz für die Zuseher stellet eine angenehme Grotte vor, wo Nischen, Springbrunne in Bewegung kommen, so bald Herrschaften zugegen sind. Hinter diesem ist das zweyte Bassin, allwo das wasser durch bleyerne Röhren in die Fontäne getrieben wird. - Der fürstliche Garten. - Zu beyeden Seiten des Schlosses sind kleine Gärten mit Blumenparterren. Allhier und um das ganze Schloss stehen, wenn es die Jahreswitterung zulässt, die auserlesesten Pomeranzenbäume mit schönen Kronen, nach der Zählung eines gewissen Beobachters 164 Stücke. Das grosse Parterre, welches gegen 200 Kalfter in die Länge beträgt, hat 20 Vasen von Sandstein, weiss angestrichen wie Marmor, 32 Statuen, 5 Fontänen, 4 grosse grüne Bluhmenkörbe und 72 kleinere. Dieses Parterre ist mit den schönsten Bluhmen versehen, welche alle Monat eine andere Flor zeigen. Zu Ende des grossen Vasenparterrs ist eine halb ovaler Platz mit 34 rund geschnittenen Linden besetzt, samt 6 grossen Statuen, welche auf Felsenstücken statt der Postamente an den Spalierwänden stehen. Am Anfange des Gartens werden dermahlen Wasserfälle angelagt, wo das Wasser 35 Klafter hoch durch Kunst hinauf gezogen wird, alsdann aber über 10 hohe Stufen in ein Bassin mit grossem Getöse herab stürze und dem Auge einen so angenehm als seltenen Anblick gewährt. Jeder dieser Wasserfälle wird auf 60.000 fl. geschätzt.

Durch den Lustwald sind 3 lange Alleen, jede von 1000 einigen hundert Klaftern gehauen, welche mit ohngefehr 60 grossen statuen geziert sind. Die grosse mittlere Allee hat links und rechts 12 gegitterte Portale, jedes führet in sehr lange auf englische Art angelegte geschlängelte Alleen; man kommt auf beyden Seiten zu angenehmen Plätzen; im Walde ist auch ein grosser Wasserthurm zu den Fontänen. 400 klafter von Schlosse weg kommt man durch die mittere Hauptallee rechts auf das chinesische Haus zu, links auf einen 8 ekichten Platz, wo 5 Fontänen angebracht sind. Der Sonnentempel ist vom Schlosse ohngefehr 250 Klafter entfernt, zu welchen man am nächsten durch sie rechte Seiten Hauptallee kommen kann. Man trift allhier 3 Sonnen an. Eine von Aussen auf dem Gipfel des Gabäudes, die zweyte an einer Uhr, welche eine Sonne vorstellt und die dritte auf dem Platfond. In der Mitte des Tempels stehet ein grosser ovaler mosaisch eingelegter Tisch von Agat und geschliffener Lava. Die Wände sind mit 5 vergoldeten Tafeln belegt. Unter den 5 Trumeaux, die hier angebracht sind, befinden sich 5 Tische von carrareser Marmor, auf jedem stehen Porcellänerne Figuren Nicht gar. 100 Klafter v. Sonnentempel befindet sich die Eremitage. Dieses ist ein Stück Wald mit einem durch Kunst gemachten Zaum von Dornen umgeben. Aussenher ist Christus am Kreuze, auf einer Seite Maria, auf der andern Johannes. Gleich bey der Thüre stehet ein Bettler in Lebensgrösse, welcher seine Hand mit einem Hut ausstrecket um Almosen zu empfangen. Näher bey dem Eremitagengebäude bethet ein Einsiedler aus einem Buche, ein Frauenzimmer sitzt und lieset, und hin und her stehen gemáhlte Figuren in Lebensgrösse. Inwendig im Gebäude erblicket man auf einem altar ein weiss porcellänerner Crucifix. 20 Schritt davon kommt man zu einem mit Stroh gedeckten hölzernen Gebäude, welches ein kleines Thürmchen mit einer Glocke hat. Das Inwendige ist auf Grottenart gemahlt und hat eine Orgeluhr. - Der Dianentempel ist eben in einer solchen Entfernung vom Schlosse ohnweit der linken Seitenallee 200 Klafter von Sonnentempel in gerader Linie Ostwärts. Er ist celadon grün lakirt und stark vergoldet. An dem Platfond ist die Geschichte der Göttin Diana gemahlt. Es befinden sich in demselben 3 Tische vom Carrareser Marmor, auf welchen ebenfalls porcellänerne Thierstücke gestellet sind. Aus der mittler Hauptallee 500 Klafter von Schlosse kan man rechts und links in Seitenalleen Südostlich und Südwestlich einlenken und da kommt man auf 2 grosse Spielplätze, wo Carussel, Schaukeln und Hutschen anzutreffen sind. Das Fortuna gebäude und der Venustempel sind am Ende des Lustwldes 800 Klafter vom Schlosse in gerader Linie und etwa 30 Klafter rechts und links von der mittlern Hauptallee. Beyede Plätze sind mit 38 grünen Gütterportalan umgeben. Man trift auf dem Wege hieher Ruhabänke und verschiedene abwechselnde Statuen und Figuren an. Auf dem Fortunatempel stehet die Göttin Fortuna und Vasen. Inwendig ist das Gebäude chinesisch gemahlt, welches Landlustbarkeiten vorstellt. Das Venusgebäude hat auf der Balustrade die Göttin Venus und Vasen. Inwindig sind Götterhistorien in Fresko gemahlt. - Das Rosengärtchen. Ohnweit diesen Gebäuden ist das Thor, welches in den Thier- und Fasangarten führet. 600 Klafter weiter Südwärts das 2-te Thor, durch welches man bald nach st. Niklas kommen kan. Der weg vom schlosse bis nach St. Niklas beträgt in gerader Linie von Norden nach Süden 1800 Klafter. Der ganze Umfang von Eszterház 6000 ind einige 100 Klafter. Von der linken Seitenallee kömmt man gerade in den Schweinsgarten. Zwischen diesem und dem leztern Thore im walde ist der Teich. Nordwärts der Prunkacker und Westwärts das Jägerhaus. Ein anderer Teich zu Schildkröten ist Westwärts ohnweit der Eremitage samt den Fasanenaufzug, zu welchen man durch die rechte Seitenallee hinkommen kan. Der ganze Umfang des Waldes ist mit gemauerten Pfeilern, Parapetern und grünen Stachetesn eingefast.

Die merkwürdigsten Festins sind 1773 in Gegenwart des französischen Bottschafters des Prinzen von Rohan; 1775 aber in Gegenwart der höchstseeligen Kaiserinn Königinn wegen der durchlauchtigsten Herrschaften dem Erzherzoge Ferdinand und dessen Gemahlin Beatrix von Esthen gegeben worden. Ersteres ist mit einem ungrischen Gedicht Eszterházi Vigasságok unvergesslich gemacht worden. In dem letzten sind den hohen Herrschaften Fächer ausgetheilt worden, auf welchen der Grundriss von allen Gartenalleen befindlich war, um sich in den Gängen zu rechte finden zu können. Es wechselten hier Bälle, Concerte, Opern, Kunstfeuer, Illuminationen, ländliche Spiele und tausend andere Lustbarkeiten ab, welche alle mit dem Gepräge der Pracht und Herrlichkeit bezeichnet waren, und den Aufenthalt dieser hohen Gäste, mit dem reinsten Vergnügen und Wohlgefallen belohnten.