Wolfgang Meyer

Die Feudale Jagd am Fürstlich-Esterházischen Hofe (1995)

 

In unseren Betrachtungszeitraum, der im wesentlichen durch die ,,großen und überregional bedeutenden" Fürsten und Magnaten Paul I., Nikolaus I. ,,den Prachtliebenden" und Nikolaus II., der ,,Schöngeist, Sammler, und Mäzen mit diplomatischem Dekor", vorgezeichnet ist, fallen einerseits die großen und mit bedeutendem Aufwand betriebenen ,,eingestellten, gesperrten, umstellten oder als die Krönung, die Hauptjagd" bezeichneten Jagdarten, wo im Sinne des Absolutismus nicht nur Vergnügen und Körperertüchtigung im Vordergrund standen, sondern die Machtdemonstration mit barocker Prunkentfaltung für die entsprechende Reputation einen besonderen Stellenwert erhielt.

Diese Jagdformen, verbunden mit hohen Leistungen der untertänigen Bauern bei der Einrichtung drr Jagd (Errichten der Laufnetze, der Lauftücher oder Lappen) und der Treiberdienste, Fuhrwerk bei der Jagd, Wildschaden auf den Wirtschaftsflächen), fanden ab der Mitte des 18. Jahrhunderts eine gewisse Eindämmung, die in Österreich durch die entsprechende Gesetzgebung (Jäger-Ordnung vom 4.Jänner 1741 durch Maria Theresia und vom 28.Februar 1786 durch Josef II.) unrerstützt wurde. Bedingt durch Beispiel- und Vorbildwirkung ist zum Beispiel das Umgeben der herrschaftlichen ,,Tiergärten" mit Mauern, wie im Trausdorfer oder Schützener Garten noch heute erkennbar, in direktem Zusammenhang mit diesen Vorschriften zu sehen.

Darüber hinaus kommen im fürstlich - esterházyschen Herrschaftsbereich mehrere Komponenten zum Tragen, die alle zusammen die Entwicklung bedingen, beeinflußen und die derzeitigen Zustände vorzeichnen. Durch die Verwüstungen und Entvölkerungen der Türkenkriege und der vorangegangenen und folgenden ,,Stellvertreterkriege" einschließlich der Seuchen und wirtschaftlichen Probleme entsteht eine Reihe von Ortswüstungen, deren Hotter aufgesaugt und zusammengeschlossen werden in großen Tiergärten (z.B. Schützener Tiergarten mit drei Ortschaften) oder man ging zunächst auf eine Haltung in Menagerien und auf die Führung eines Tiergartens außerhalb über. So finden wir in den bärocken Bestandsplänen von Eszterháza noch eine Kombination eines barocken Prunk-, Lust-und Vergnügungsparks mit anschließenden Gehegen (Fasan und Schwein) und auch in Eisenstadt noch eine Menagerie, während diese Elemente im Zuge der englischen Parkgestalrung zur Gänze fallen.

Das gesellschaftliche Ereignis ,,Jagd" ist gleichzusetzen mit der Form des ,,umstellten Jagens", das schon Johann Elias Ridinger in Kupferstichen erläutert und bildlich festgehalten hat. Diese Form der Unterhaltung kann auch in den Sammlungsbeständen nachgewiesen werden, und zwar einerseits in einer beeindruckenden Fülle und Menge von Laufnetzen, andererseits die ihresgleichen sucht, auch in dem einzigartig erhaltenen Rolltuch, das derzeit als Unikat vor uns steht, während in anderen Sammlungsbeständen (z.B. Marchegg) lediglich Lappen zu finden sind.

,,Durch den Lust-Wald müssen auch Alleen gehauen seyn, umb sich mit Spatzieren desto besser zu ergötzen: Ingleichen an denen Wäldern, proportionirte Statuen, als etwa Diana,. Orpheus, Satyri und nach Gelegenheit der Situation Fontainen, Cascaden oder Wasserkünste, wobey Neptunus ader Syrenen sich schicken. hinsetzen,......

Mit diesen Stimmungsbildern sind Anhaltspunkte für die Vorstellung der Anlage- und Ausgestaltungskriterien eines barocken Jagd-, Lust- und Tiergartens gegeben. Mit der Erreichung des Kulminationspunktes der barocken Hofhaltung und Jagdzeremonie unter Nikolaus I., auch der ,,Prachtliebende" genannt, kommt auf einen kurzen Zeitraum der Restriktion und Gesundschrumpfung bereits ein neuer kultureller Höhepunkt. Unter Nikolaus II., einem universell interessierten, gebildeten und allem Neuen aufgeschlossenen Fürsten werden die einschneidenden Veränderungen in den Grundstrukturen der Gärten vorgenommen. Der Schloßpark in Eisenstadt wird zum ausschließlich nach englischem Vorbild gestalteten ,,Paradiesgarten", in dem man die Seele wandern lassen kann und wo das Paradies erschaut werden kann, während die jagdlichen Vergnügungen in die Tiergärten der näheren Umgebung ausweichen.